Werte Besucher von Kindertransporte-1938-39.eu,
Jahre sind vergangen, seit dem ich in London den Zeitzeugen der Kindertransporte nach England von 1938-39 begegnete. Der damalige Redaktionsleiter im Axel Springer Auslandsdienst London, Peter Michalski, machte mich auf einen Artikel in der TIMES aufmerksam. Darin wurde von der Uraufführung des Dokumentarfilmes „Into the arms of strangers-Kindertransport in eine fremde Welt“ von Deborah Oppenheimer und Mark Jonathan Harris am 9. November 2000 in London berichtet. Zeitgleich wurde dieser Oscar-prämierte Dokumentarfilm in Berlin gezeigt, die Eröffnungsrede hielt der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder.
Vorbereitungen für den Bau einer Skulptur an der Londoner Liverpool Street Station waren getroffen, einem authentischen Ort, dem Treffpunkt der jüdischen Kinder aus Deutschland, Österreich, Tschechien und Polen mit ihren britischen Pflegeeltern. Zum dauerhaften öffentlichen Gedenkort dieser einmaligen Rettungsaktion von mehr als 10 000 Kindern wurde der Hope Square aber erst 2006 mit einer Skulptur von Frank Meisler im Herzen von Großbritanniens Hauptstadt.
Seither ist die Protagonistin Bertha Leverton, die 1939 in München in den Zug nach England stieg, an Berliner und Potsdamer Schulen sowie an Schulen in Nordrhein-Westfalen gern gesehener Gast. „Es ist nicht leicht, ein Flüchtling zu sein und an fremde Türen zu klopfen“, sagt sie, wenn sie von den bewegenden Schicksalen der Kinder spricht, von denen die meisten im Holocaust ihre Eltern und Geschwister verloren.
Andere Zeitzeugen wie Hermann Hirschberger MBE, Judy Benton, Otto Deutsch, Professor Leslie Baruch-Brent, Frank Meisler, Sir Erich Reich, Hellfried Heilbut, Heinz Kallman u.a. folgten ihrem Bespiel, jungen Menschen in Deutschland aus ihrem Leben zu erzählen. Seit 2007 auch den Auszubildenden der Landespolizeischule in Berlin Ruhleben.
Die Begegnungen mit den Zeitzeugen und also mit deutscher, polnischer, niederländischer, tschechischer, österreichischer und britischer Geschichte, führten zur Umsetzung der Idee, mit einer Skulptur der Kindertransporte auch in Deutschland/Berlin an dieses bewegende Kapitel deutscher Geschichte zu erinnern.
Seit November 2008 erleben täglich internationale Passanten am Berliner Bahnhof Friedrichstrasse, wie das Interesse an den sieben Kinderskulpturen „Züge in das Leben; Züge in den Tod“ des Künstlers Frank Meisler aus Tel Aviv und damit der Geschichte des Holocaust, sichtbar auch auf Informationstafeln an der Wand des Bahnhofsgebäudes, anhält.
In der Heimatstadt des Zeitzeugen Frank Meisler Gdansk/Polen erinnert am Bahnhof ebenfalls seit 2009 eine abreisende Kindergruppe aus Bronze an die Kindertransporte.
Dass diese Erinnerungsform an die Kindertransporte in Berlin so möglich wurde, ist das Ergebnis der ehrenamtlichen Arbeit der Mitglieder der „Initiative Berliner Kinderdenkmal“, den hilfreichen Förderern und den Sponsoren, denen ich hiermit herzlich danke.
Gemeinsam mit dem Team der Stadt Rotterdam und der Gemeinde Hoek van Holland bereiten wir die Einweihung der Skulptur „CHANNEL CROSSING FOR LIFE“ am Mittwoch, dem 30.11.2011 in Hoek van Holland am Königin Emmaboulevard vor.
Lisa Sophie Bechner